Alle Jahre wieder… und wie immer kommt nach den Gedanken zu den Geschenken irgendwann die entscheidende Frage: „Ja, was essen wir denn alles zu Weihnachten?“ In Zeiten von Familien in denen Vegetarier, Veganer, Flexitarier und Fleischesser verköstigt werden möchten, stellen die Festtage in so manchem Haushalt eine ganz schöne Herausforderung dar. Wie kann man es idealerweise allen recht machen, ohne zig unterschiedliche Gerichte kochen zu müssen? Kein Stress! Denn ich zeige Dir, wie Weihnachten vegan gelingen kann und es auch noch jedem schmeckt. Alle Rezepte wurden von mir ausprobiert, getestet und wurden für absolut empfehlenswert deklariert. Attacke, ran an den weihnachtlichen Fleischersatz!

Weihnachten vegan – mit Fleischersatz!

Zugegeben: Das Bild oben sieht aufgrund der heimeligen Atmosphäre schon sehr einladend aus. Was da auf dem Teller liegt, schreit jedoch nicht gerade nach Gaumenschmaus. Kein Wunder, denn das Bild hat eine künstliche Intelligenz (Dall E) komponiert, nachdem ich sie mit den Begriffen „Weihnachten“ und „Fleischersatz“ gefüttert habe. Auch Fleischersatz ist künstlich, da Pflanzenproteine aus unterschiedlichen Quellen extrahiert, verändert und mit diversen Hilfsmitteln zu etwas konstruiert werden, das mal mehr, mal weniger, Fleisch ersetzen kann.

Die aktuelle Generation von Fleischersatz-Produkten ist aber schon auf einem recht hohen Level, was das Überlisten unserer Sinne angeht. Die Konsistenz und Faser, die Optik, der Geruch und der Geschmack von vielen Fleisch-Alternativen kann es mittlerweile gut mit dem Original aufnehmen. Vor allem, wenn saucenenlastige Speisen wie zum Fest angesagt sind, kann Weihnachten vegan auch für Flexitarier und Fleischesser ein wahrer Genuss sein, da über die begleitenden Tinkturen und Marinaden noch einmal so richtig der Geschmacksbooster gezündet wird!

Beispiele für fertige Produkte und Kombinationen

Beim Testen von Fleischersatz-Produkten stolpere ich auch immer wieder über Beiträge auf Youtube, TikTok & Co. zum Thema vegane und vegetarische Ernährung, Verfeinern von Speisen und neue Produkte. Auch das eine oder andere Rezept ist darunter. Einige davon habe ich nachgekocht und ausprobiert… aber naja, für eine 1:1 Kopie eines Fleischgerichts reicht es dann meist noch nicht! Also habe ich viele dieser Ideen verfeinert, gepimpt und variiert, bis ich als Flexitarier mit dem Ergebnis zufrieden war.

Im Folgenden zeige ich Dir einige Rezeptideen, wie Du aus Fleischersatz-Produkten ganz einfach köstliche Gerichte zaubern kannst, das alle Esser begeistern wird und das Beste daran: bis auf ein paar Vorbereitungen (etwa das vorherige Einlegen in Marinade) sind alle Gerichte sehr schnell zubereitet. Bist Du bereit für vegane Weihnachten? Los geht’s!

Planted Braten von Sebastian Copien – Winteredition

Beginnen wir mit einem richtig schönen und leckeren „Fire-and-forget“ Produkt, das komplett out-of-the-Box wirklich Top ist: Die Winteredition vom Planted Braten von Sebastian Copien. In der Packung ist bereits alles enthalten, was man für einen rundherum leckeren veganen Weihnachtsbraten benötigt. Nur die Beilagen wie Klöße oder Kroketten, idealerweise auch noch etwas Gemüse wie Rotkohl oder Pfifferlinge muss noch extra gekauft und zubereitet werden. Eine Packung mit 450 Gramm Fleischersatz reicht gut für drei (im Notfall auch für vier) Personen und kostet schmale 8 Euro. Wer mehr Besucher bekocht, sollte gleich doppelt oder dreifach zuschlagen, für einen kompletten Weihnachtsbraten ist dieses Double-Feature mit 16 bis 24 Euro dann schon ein echtes Schnäppchen!

Das einzige Manko: Die leckere Soße ist mit 160 ml pro Packung recht stark rationiert. Hier würde ich neben den Beilagen on Top auch noch eine zusätzliche vegane Soße mit einplanen und diese mit Rotwein und einer Prise Zimt oder anderen weihnachtlichen Gewürzen verfeinern! Wer allerdings wenige Tage vor Weihnachten erst loszieht, um den Braten zu ergattern: Das könnte knapp werden, denn für den Online-Versand sollte man schon ein paar Tage einplanen. Alternativ gibt es den Braten auch in einigen Edeka- und Rewe-Märkten auf gut Glück!

Rezept für Wildes Weihnachts-Ragout

Das Gericht hat mich echt umgehauen! Für den Geschmack nach Wild sorgen Gewürze und eine ordentliche Menge Rotwein – für die Textur, Fleischersatz in Form von größeren Schnetzeln. Das können trockene Soja-Schnetzel oder fertige Produkte aus der Kühlung sein. Als Beilage kommen Knödel oder Bandnudeln sehr gut!

Marinade

Die trockenen Sojaschnetzel werden mehrmals in heißem Wasser gut ausgewaschen, bis nur noch klares Wasser herausfließt. Fertige Schnetzel funktionieren auch, nehmen aber die Marinade nicht so gut auf. Diese wird nun im zweiten Schritt zusammengerührt, mit den Schnetzeln gemischt und in einen Beutel umgefüllt. Diesen mindestens 12 Stunden im Kühlschrank aufbewaren.

• 300 g Sojaschnetzel – oder Schnetzel-Fleischersatz
• 250 ml trockener Rotwein
• 80 ml Sojasauce
• 30 ml Creme mit Aceto Balsamico
• 20 ml Olivenöl
• 35 ml Ahornsirup
• 2 EL Tomatenmark
• Gewürze: 3 EL Paprika, 2 EL brauner Zucker, 1 TL Zimt, 1 TL Piment

Veganes Wild-Ragout

Inhalt des Marinande-Beutels scharf in Öl anbraten, Tomatenmark, Zwiebeln und Gewürze hinzugeben und weiter braten. Speisestärke untermengen, dann Rotwein und Orangensaft zugeben. Umrühren und kurz anköcheln, danach Schokolade, Preiselbeeren und Kochcreme zufügen, umrühren und etwa eine halbe Stunde auf kleiner Stufe vor sich hinköcheln lassen. Am Ende mit Salz und Pfeffer abschmecken – und falls das Ragout zu fest ist, mit etwas Wasser strecken.

• etwas Öl zum Braten
• 3 große Zwiebeln (fein gewürfelt)
• Gewürze: 2 EL Paprika süss, 10 Nelken, 1 TL Piment, 1 EL Zimt, Salz Pfeffer nach Belieben
• 5 EL Saucenbinder
• 450 ml trockener Rotwein
• 250 ml Orangensaft
• ca. 400 ml vegane Kochcreme
• 75 g dunkle Schokolade
• 1 EL Preiselbeeren aus dem Glas

Räucherlaxx Kartoffelecken

Ein Fingerfood vom Feinsten folgt hier: Gebackene Kartoffelecken mit veganem Räucherlachs von beispielsweise Gutfried und Dill-Creme. Für 8 – 10 Portionen benötigst Du:

• 1 Beutel TK Kartoffelecken
• 1 Packung Veganer Räucherlachs
• 1/2 Mandarine
• 1 Dose vegane Créme fraîche (z.B. Creme Vega von Dr. Oetker)
• 2 EL süße Hot Chili Soße
• 3 EL TK Dill
• Salz, Pfeffer

Die Kartoffelecken nach Anleitung im Backofen backen, währenddessen den Becher vegane Creme mit Dill, der Sweet-Chili-Soße, Salz + Pfeffer und dem Saft einer halben Mandarine verrühren. Wenn die Kartoffelecken fertig gebacken sind, diese mit der Dill-Creme bestreichen, eine Scheibe veganen Räucherlachs darauflegen und bei Bedarf noch einen weiteren kleinen Klecks der Creme on top setzen – fertig!

Vegane Kaviar-Cracker

Bei meinem letzten Streifzug durch die Supermärkte in den Niederlanden habe ich veganen Kaviar entdeckt und gleich eine Idee für die Umsetzung gehabt: leckere Cracker mit veganem Frischkäse! Die Zutatenliste ist kurz:

• 1 Glas veganer Kaviar (z.B. von Albert Heijn)
• 1 Packung Salz-Cracker (Sorry, ich hab keine veganen entdeckt und die Klassiker „Ritz“ von Mondelez mit pflanzlichen Inhaltsstoffen genommen!)
• 1 Becher veganer Frischkäse (beispielsweise von Oatly)
• ein wenig vegane Milch (z.B. Notmilk)
• Dill
• Salz, Pfeffer
• Zitronensaft

Die Cracker auf einem Teller verteilen, in einer Schüssel den Frischkäse mit Dill, Salz, Pfeffer und einem Spritzer Zitronensaft verrühren. Mir war die Masse zu fest, daher habe ich noch etwas vegane Milch hinzugefügt. Die Creme auf die Cracker verteilen, danach je einen halben Teelöffel veganen Kaviar auflegen. Die Menge reicht für etwa 16 – 20 Häppchen.

Bohnen im Speckmantel

Ein echter Klassiker ist nun auch vegan möglich: Grüne Bohnen im Speckmantel. Für etwa 8 Portionen benötigst Du 200 Gramm frische Prinzessbohnen und eine Packung Bacon von Billie Green.

Zuerst werden die Enden der Bohnen entfernt und diese in Salzwasser gekocht, bis sie bissfest sind. Danach mit kaltem Wasser abschrecken und zum Abkühlen beiseite stellen. Nun jeweils ein Bündel von etwa 8 Bohnen mit einer Scheibe Fake-Bacon umschließen und bei mittlerer Hitze in der Pfanne mit etwas Öl braten. Dabei gelegentlich wenden, bis der Billie-Bacon kross ist. Beim Wenden unbedingt darauf achten, dass sich der Bacon nicht abrollt!

Vegane Gänsebrust

Beim Anblick der Chick-eria-Filets von TVB hatte ich schon im Sommer so eine Idee, die ich nun umgesetzt habe: eine vegane Gänsebrust… Geht nicht? Geht doch! Das benötigst Du für die Marinade:

• 100 ml Orangensaft
• 100 ml Rotwein
• 2 EL Sojasoße
• je ein TL Basilikum, Rosmarin, Thymian, Majoran, geräuchertes Paprikapulver
• 1 EL brauner Zucker
• 6 TL Veggie Zwiebelschmalz (z.B. von Kaufland)
• Salz, Pfeffer
• 2 TL Glutamat

Weiterhin benötigst du dazu passend:

• 1 Packung vegane Hähnchenfilets
• 2 – 4 Scheiben Reispapier

Alle Zutaten der Marinade miteinander in einer mikrowellengeeigneten Schüssel verrühren und etwa 1 Minute bei voller Leistung der Mikrowelle erhitzen. Erneut umrühren, mit Salz & Pfeffer abschmecken, in einen Beutel gießen und die beiden veganen Hähnchenfiletstücke zufügen. Die Marinade ein wenig einmassieren, dann das Ganze im verschlossenen Beutel für mindestens 12 Stunden vor sich hinmarinieren lassen.

Die marinierten Filets werden nun aus dem Beutel entnommen und ummantelt. Dazu das Reispapier nach Anleitung mit Wasser benetzen und die Filets darin einwickeln. Das Ganze dann in eine kleine Backform legen. Wer es extra knusprig mag, kann auch zwei Lagen Reispapier verwenden. Den Rest der Marinade in einen Topf gießen und einköcheln, danach durchsieben, um die Röstzwiebeln und Kräuter zu entfernen. Die Filets wandern nun ca. 25 Minuten bei 200 Grad Umluft in den Ofen. Nach etwa 10 Minuten noch einmal mit Marinande bepinseln. Zu guter Letzt noch einmal mit Oberhitze und voller Ofenpower gute 3-5 Minuten die Oberfläche grillen – wenn die Haut blasen schlägt, sind die Gänsebrüste fertig. 

Vegane Weihnachten? Läuft!

Mit ein wenig Improvisation, etwas Geschmack und einem Gefühl für Gewürze sind vegane Weihnachten kein Problem für Familie, Freundeskreis und Co. Vor allem, wenn man nicht die brutale Vegan-Schiene fährt: Rotwein nicht vegan ist für mich auch OK! Ebenso Cracker, die zwar nicht als vegan deklariert sind, aber nur pflanzliche Inhaltsstoffe aufweisen. Ich finde, man muss nicht alles so eng oder militant sehen – nicht nur an Weihnachten!