Beim Durchstreifen der Kühltheke im Globus fiel mir eine schrille Verpackung ins Auge: Die des Boom Jack BBQ von Bunte Burger. In diesem Gesamtbild fehlte dann auch nur noch die schillernde Discokugel und laute, funky 70er-Mucke, um das ganze Bild abzurunden. Wer so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, möchte anerkannt werden. Hat funktioniert: der bunte Burger wandert in den Einkaufskorb und wird an der Kasse mit stolzen 3,50 Euro für 125 Gramm abgerechnet. Schauen wir mal, ob das Produkt dem Preis auch gerecht wird!
Fleischersatz aus Köln
Die Gesichter hinter den bunten Burgern? Mario und Ulrich sind die Gründer und Initiatoren der Bunte Burger Bewegung. Sie starteten 2014 mit einem eigenen bio veganen Foodtruck und bereits ein Jahr später mit dem ersten veganen Bio-Burger Restaurant Deutschlands. Ihr buntes Motto:
„bio, unkonventionell, nachhaltig, tierfrei. Gesunder Genuss mit gutem Gewissen!“
Mittlerweile hat per Crowd-Funding über Startnext der Vertrieb der eigenen Burger begonnen. Und ja, die Berufsjahre der beiden als Consultants, Manager und Internet-Unternehmer erkennt man nicht nur am Produktdesign sondern auch an der Marketing-Strategie…
Zubereitung Boom Jack BBQ
Die erste Überraschung beim Öffnen der Papp-Verpackung: In dem großen Ding ist tatsächlich nur ein einziges Burger Patty drin! Das ganze drumherum ist zwar nur Pappe – aber diese Luftnummer verstehe ich ehrlich gesagt nicht unter dem Begriff „nachhaltig“… Im nächsten Schritt öffne ich den Vakuumbeutel, in dem der vorgegarte Boom Jack BBQ gebettet ist: Sieht aus wie… komisch sieht’s aus! Glänzend, gelig. So ein bisschen wie fertige Cevapcici aus der Alu-Schale, die 100 Jahre haltbar sind und ebenso gleich wie alle anderen Gerichte aus Alu-Schalen schmecken und sich nur optisch oder in der Titulierung voneinander unterscheiden.
Das Patty riecht sehr tomatig und erinnert mich an den Geruch von Djuvec Reis – jenem Klassiker aus der serbischen / bosnischen Küche (ich hoffe, ich trete gerade mit der Lokalisierung keinen Shitstorm los!). Laut der bunten Verpackung ist das Produkt bereits nach zwei Minuten scharfem Anbraten von jeder Seite fertig – mein Herd hält sich nicht daran und verbrennt bereits nach knapp einer Minute zumindest schon mal eine Seite des Boom Jack BBQ. Also noch weiter runter mit der Temperatur und schneller wenden.
Aussehen & Geschmack
Das Endergebnis in der Pfanne sieht schon ein wenig traurig und gar nicht so bunt wie die Verpackung aus – wie eine gebratene Brotscheibe und sie riecht noch stärker nach Djuvec Reis als im kalten Zustand. Kurzum bette ich mit einem Pfannenwender die Scheibe um auf einen Teller – wie sieht es mit den inneren Werten aus? Ja, da sehe ich Fasern, die von der Jackfruit stammen.
Beim Geschmackstest betätigt sich der Geruch: In erster Linie schmeckt der Boom Jack BBQ tomatig, beim Kauen halten sich die Fasern derart im Hintergrund, dass diese nicht spürbar sind. Die Linsen jedoch spielen eine klare Dominanz beim Kauen aus, es fühlt sich sehr stückig und breiig im Mund an. Mit einem großen Fragezeichen auf der Stirn lege ich das Besteck zur Seite und widme mich erst einmal den Inhaltsstoffen…
Inhaltsstoffe & Nährwerte
Der Bunte Burger: Boom Jack BBQ besteht aus 26% junger, grüner Jackfruit in Lake, Kichererbsen, Ketchup, 15% roten Linsen, Rapsöl, Zwiebelpulver, Kichererbsenmehl, Apfelessig, Flohsamenschalen, Gewürzen. Die vollständige Liste: siehe Bild! 100 Gramm Boom Jack haben 179 kcal bei 5,6g Fett, 19,1g Kohlenhydrate, 9,7g Ballaststoffe, 8,1g Eiweiß und 1,54g Salz. Wichtig für Allergiker: Das Produkt kann laut Hersteller Spuren von Senf enthalten.
Fazit
Bunte Burger: Boom Jack BBQ
Das Fazit für den schrillen und lauten Marketing-Burger fällt mir nicht schwer: Das hier ist kein Burger, es gibt weder ein Boom noch ein BBQ! Meiner Meinung nach haben wir hier einen Bratling auf Linsenbasis in der Geschmacksrichtung Tomate. Der..
„…neue Rockstar in Deinem Kühlregal!…“
(O-Ton Webseite des Herstellers) entpuppt sich als alternder Hippie, der vor lauter Gicht sein Banjo nicht mehr halten kann, seine flackernde Neon-Lampe im Badezimmer für Bühnenbeleuchtung hält und sich wundert, warum es keinen Applaus für seine Performance gibt.
Ganz ehrlich: Die Verpackung des Patties und das Drumherum ist mir viel zu laut und blendet – und der Inhalt ist leider gar nicht so besonders, wie es auf den ersten Blick vielleicht erscheinen mag. Ich halte das Ganze in erster Linie für eine trötige Marketing-Posaune, die viel zu heiß geblasen wird. Erst recht, wenn dann am Ende so ein Produkt aus der viel zu großen Umverpackung herauspurzelt. Und auf das Zitat…
„Dein Gaumen schlägt Saltos, kann man nicht beschreiben, muss man schmecken“
kann ich auch nur entgegnen: Mein Magen schlägt Saltos, doch – kann man beschreiben: muss man nicht schmecken!
Jetzt komme ich zum Punkt (ja, ich habe mich über das Produkt wirklich aufgeregt!):
Der Bratling von Bunte Burger nennt sich Burger, ist aber keiner: Die verbackenen Linsen sind deutlich spürbar und nerven etwas beim Kauen, die Konsistenz ist ebenfalls wie bei einem Getreidebratling und eher breiig. So ein Patty muss man nicht schneiden – das kann man ganz einfach auseinander zupfen. Schmeckt null nach Fleisch und ist echt langweilig.
Jetzt mein Tipp: Haferflocken mit Tomatenmark zusammenpappen, anbraten ist besser und günstiger. Ich habe schon Fleischersatz gegessen, der schlechter ist, aber… nein, nein, nein!!! Der Boom Jack BBQ ist geschmacklich überhaupt nichts Besonderes – dann kann man einen noch so einen bunten Pappkarton drumpacken: Dadurch wird das Produkt nicht besser!
Produkt:
Bunte Burger: Boom Jack BBQ%
Geruch
%
Geschmack
%
Textur / Haptik
Preis:
3,50 €
Menge:
125 g
Grundpreis:
28,- € / kg
Check-Ergebnis:
Hi, ich bin Chris: Kommunikationsmanager, Journalist, Autor und verantwortlich für die Inhalte auf Fleischersatz-Produkte.de. Ich schreibe bereits seit mehr als 25 Jahren redaktionelle Testberichte für Zeitungen, Zeitschriften und Magazine aus dem Bereich Technik, seit 2021 fokussiere ich mich auf das Thema Fleischersatz und setze mich kritisch mit den Produkten sowie der industriellen Herstellung von plant-based Alternativen auseinander.